Was machst du eigentlich nach dem Abi?

  • X: „Was machst du eigentlich nach dem Abi?“
  • Ich: „Ich gehe ein Jahr nach Ghana.“
  • X: „…nach Canada?“
  • Ich: „Nein, nach Ghana.“

  1. Ist es dort nicht gefährlich?
  2. So weit weg?
  3. Bist du denn schon gegen alles geimpft?
  4. Wo liegt das überhaupt?
  5. Was machst du da eigentlich?
  6. Und was sagen deine Eltern dazu?
  7. Wie bist du überhaupt darauf gekommen?
  8. Ein ganzes Jahr?
  9. Wo wohnst du denn dann?
  10. Wie viel kostet das?
  11. Was spricht man dort?
  12. Ist es dort nicht total heiß?

Diese Fragen und noch viele mehr werden mir momentan ständig gestellt und die üblichen kenne ich nun schon zu gut. Also werde ich nochmal Vieles erzählen, damit schon mal die meisten Fragen aus dem Weg geräumt sind und ihr besser Bescheid wisst:

Ich mache ab dem 4. September ein „Weltwärts„-Jahr, dies ist ein Programm des „Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung„, einfacher zu merken unter BMZ, das den „entwicklungspolitischen Freiwilligendienst“ anbietet. Dieser wird vom BMZ gefördert, da es 75% der Kosten für dieses Jahr übernimmt und die Freiwilligen für den Rest aufkommen müssen. Es ist von Organisation zu Organisation unterschiedlich, wie viel das ist, jedoch sind es bei meiner 2.400€, die ein Freiwilliger durch Spenden ersammeln soll (wenn man aber noch gut vorbereitet sein will, kommen auch noch viele Ausgaben für das Equipment und Sonstiges obendrauf). Das klingt erstmal nach einer unschaffbaren Summe, doch wenn man viele Firmen und Clubs anspricht, dann klappt das sogar recht gut, wenn man am Ball bleibt und es gut angeht. Viele Organisationen bieten so einen Dienst an, dass weiß ich nun wirklich gut, denn ich habe mich auch bei vielen beworben und mich für den „Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen“ (VNB) entschieden, da mir ein bestimmtes Projekt besonders gefallen hat. Man bewirbt sich nämlich meistens nicht für ein Land, sondern für eines oder mehrere von vielen Projekten, die eine Organisation anbietet und dann wird geschaut, ob man in dieses Projekt passt und wie viele sich noch für dieses interessieren. Daher kann man normalerweise davon ausgehen, dass man nicht unbedingt in sein Lieblingsprojekt kommt, doch ich habe es geschafft 😀 !                                             ->  Ghana (Westafrika)

(Falls dich etwas noch mehr interessiert, dann folge doch einfach den Links.)

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Mein Projekt wird zusätzlich noch von zwei weiteren Organisationen unterstützt, welche mit dem VNB kooperieren und zwar von der „Organization for Strategic Development in Africa“ (OSDA) aus Hannover und der „Azorli Foundation“ (AZORLI) aus Accra, also meinen Nord- und Südpartnern. Es liegt in der Volta Region in Vakpo bei ca. 6°N, also ziemlich nah am Äquator. Ich bin dort in der „Vakpo Adomi R/C Basic School“, welche einen Kindergarten, eine Primary School und eine Junior High School Ghana Mapbeinhaltet und eine öffentliche katholische Schule ist. Allerdings bin ich nicht als einzige Freiwillige dort, sondern noch mit Jenny und Inga, die ich über den VNB kennengelernt habe und die mir jetzt schon ans Herz gewachsen sind! Das lustige ist, dass wir alle drei blond und Vegetarier sind ;D. Wir drei werden an der Schule mehreren Aufgaben nachgehen, wie beispielsweise bei den Hausaufgaben helfen, unterschiedliche AGs anbieten (z.B.  Erste-Hilfe-Kurs, Umwelt-Projekt, Mathe-AG), verschiedene Aktionen machen (basteln, werkeln, Sport), den Schulgarten mit den Schülern pflegen oder Veranstaltungen organisieren und durchführen (Sanitations-Day, Reading-Competition).

Jenny, Inga und ich werden bei unserem Mentor in einer Gastfamilie untergebracht sein, die ein ehemaliges Lehrerpärchen sind und werden mit ihnen und ihren beiden Nichten ca. 2 km von der Schule entfernt wohnen. Sie besitzen ein Haus mit einem Garten, ebenso wie eine kleine Farm auf der Mais, Maniok, Kokosnüsse und Orangen angebaut werden.

Wie ich schon erwähnt habe, sind wir nahe am Äquator und haben somit keine Jahreszeiten, sondern einen Wechsel von Regen- und Trockenzeiten, wobei die Regenzeiten von April bis Juli und von Oktober bis November sind. Also entweder ist es feucht und heiß oder trocken und heiß, denn die Temperaturen liegen so bei 28°C und können aber auch mal über 35°C steigen. Somit liegt Vakpo zwischen dem Tropischen Regenwald und der Feuchtsavanne, doch eher letzteres.

Wenn man nach Ghana einreisen will, so muss man gegen Gelbfieber geimpft sein und die anderen abertausenden Impfungen werden einem immer wieder und an vielen Orten empfohlen, doch ein „Muss“ sind sie nicht. Daher habe ich nur diese „Mussimpfung“ machen lassen und werde die anderen nicht durchführen. Viele werden jetzt mit dem Kopf schütteln, allerdings habe ich mich gut informiert und es ist ja auch jedem selbst überlassen, was er tut. Apropos Krankheiten: Ja, in Ghana gibt es auch Malariaübertragungen und die Chancen stehen gut, dass jeder Freiwillige mindestens einmal Malaria bekommt, aber es muss nicht sein und wenn man es schnell behandelt, ist es auch nicht so schlimm. Ich habe auch schon von ehemaligen Freiwilligen gehört, dass manche die eine Malariaprophylaxe genommen haben, trotzdem angesteckt wurden und dafür andere, die sich nicht geschützt haben gesund geblieben sind. So! Dann haben wir das Schwierige Thema auch einmal behandelt 🙂

Zu der Sicherheit in Ghana: Es ist ja wohl klar, dass man nicht teure Dinge auffällig zeigt oder damit angibt, so kommen in Deutschland auch öfters mal Sachen weg 😉 Zwar gibt es dort anscheinend mehr Taschendiebe, als hier, aber auch hier achtet man mal gelegentlich auf die Sicherheit von seiner Tasche und dort achtet man dann einfach stärker darauf. Und zum Thema Bombenanschläge und Attentate…soweit ich weiß ist die Lage dort, bezogen auf dieses Thema, recht ruhig…, aber guckt euch doch mal in Europa um, wie gefährlich es auch mittlerweile hier ist.

Tja zum Abschluss nochmal eine kleine Rückblende:  Ich habe schon in den letzten Jahren meiner Schullaufbahn davon geträumt ins Ausland zu gehen (Ja, so weit weg), da ich gerne etwas Neues sehe und viel erleben möchte, doch ich wusste nicht genau wohin und mit welchem Programm. Ein Jahr als Au-pair in den USA oder Norwegen? Ein Jahr lang Work-and-Travel in Australien oder Neuseeland? Ein Jahr ein FÖJ in Europa? Über diese und viele weitere Möglichkeiten habe ich nachgedacht, allerdings habe ich mich immer mehr für ein Entwicklungsland entschieden, denn ich denke von dort kann man wirklich viel an Erfahrungen und Erlebnissen mitnehmen und man bekommt einmal einen ganz anderen Blick auf Deutschland und seine Verhältnisse oder auf andere Industrieländer, spitz gesagt auf ein Leben im Luxus. Natürlich ist Ghana kein total zurückgebliebenes Land, denn dort sollen auch alle mit Smartphones und WhatsApp herumlaufen und ich bin mal gespannt, welche Ähnlichkeiten mir in diesem Jahr noch bewusst werden und welche Unterschiede. Folglich habe ich mich dementsprechend mehr mit Südamerika und Afrika beschäftigt, allerdings musste es ein englischsprachiges Land sein, denn auf – nochmal schnell während des Abiturs einen Crash-Kurs in Spanisch absolvieren – hatte ich nicht sonderlich Elan und meine 2. Fremdsprache, Französich, beherrsche ich schon lange nicht mehr 😉 Demnach sind schon mal einige Länder aus meiner Auswahl herausgeflogen und ich habe mich mit einem Haufen von Bewerbungen an den Rest dran gemacht. Als dann die Rückmeldung von dem Projekt aus Ghana kam, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen und ich habe mich intensiver mit dem Land befasst. Die Amtssprache in Ghana ist Englisch (lustiger weise sprechen alle Länder rund um Ghana Französisch, aber da verweise ich mal auf die Geschichte), wohingegen es auch noch nach unterschiedlichen Angaben 46-100 andere Sprachen/Dialekte gibt. Die meist gesprochene ist Akan (besonders Twi) und anschließend Ewe, die eher in der Volta Region verbreitet ist. Jenny, Inga und ich wollen auch ein paar Ausdrücke von dieser Sprache mitnehmen, allerdings haben die Ghanaer ein anderes Alphabet…wird schon irgendwie ;D

Meine Eltern unterstützen mich auch in allem, was ich tue und dafür bin ich ihnen sehr dankbar, denn wenn man den Rücken gestärkt bekommt, tut es der Seele einfach gut :*

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei dem VNB bedanken, denn die Teamer haben uns auf den Vorbereitungsseminaren viel Input gegeben, über welches man viel nachdenken kann und wir haben sehr viel Freiraum gehabt, um zu diskutieren und die Zeit uns eine eigene Meinung zu bilden. Außerdem auch noch danke an die anderen 23 Freiwilligen für die tolle Gemeinschaft, in der man sich auf den Seminaren wie in einer großen WG gefühlt hat. Danke an alle Spender, ob große oder kleine Summen, denn ihr habt mir ermöglicht in dieses Jahr zu starten. Und danke nochmal an meine Familie und meine Freunde, die für mich da sind.

 

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